Vom Titicacasee bis La Paz: Eine Woche in Bolivien

5. Februar 2014 um 16:49 Uhr

BolivienAutorin AnnaDie Luft ist dünn am Titicacasee. Als höchstgelegener schiffbarer See der Erde breitet er sich auf 3810 Metern aus und wirkt überaus betörend. Während meines Aufenthalts in Bolivien lerne ich die „Sonneninsel“ kennen und flaniere zum Abschluss auf dem belebten Plaza Murillo in La Paz.

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Der „Puma-Felsen“ – Zwischen Inka-Legende und Frachtern

Bei meiner Ankunft auf dem Altiplano, der Bolivianischen Hochebene ist es stockdunkel und ich kann nur die Signallichter der unzähligen Containerschiffe erkennen. Anderntags liegt der Morgendunst wie ein Schleier über den hohen Wellen und lässt kein anderes Ufer ausmachen. Eigentlich wirkt es auf mich, als würde ich am Ozean stehen – so riesig ist der See. Das Wort Titicaca bedeutet in der Sprache der Ureinwohner Puma (Titi) und Stein, Fels (caca). Laut einer uralten Überlieferung soll der erste Inka Manco Cápac auf der Isla del Sol über diesen Puma-Felsen auf die Erde gelangt sein. Ich stehe also am Nabel der (Inka-)Welt und bin fasziniert. Von meinem Hotel in Copacabana aus geht es via Ausflugsdampfer auf die Sonneninsel. Ich erklimme den Cerro Chequesan und fotografiere den Titicacasee aus allen Perspektiven. Der Uro-Stamm hat auf dem Eiland kleine Dörfer entstehen lassen, in denen die Zeit bedeutungslos erscheint.

„Setz dich nieder, kleines Lama“ – prähistorisches im Altiplano

Ich kann mich lange vom Anblick des Titicacasees nicht loseisen. Stahlblau, reflektiert er die weißen Gipfel der umliegenden Cordillera Real und wirkt wie ein schlafender Riese der Inka-Erzählungen. Die Abfahrt zur Ruinenstätte Tiahuanaco naht und ich hüpfe in letzter Minute auf den Bus auf. Das Wort „Tiahuanaco“ erzählt von einem kleinen Lama und ist doch so viel mehr. Unser Reiseführer klärt über die uralten Statuen auf und zeigt uns schlussendlich das Sonnentor. Das drei Meter hohe Steinkunstwerk wurde aus einem einzigen Andesitblock geschlagen und steht seit mehr als 2300 Jahren an der gleichen Stelle. Besiedelt war die Kultstätte allerdings schon im 15. Jahrhundert vor Christus. Wie Francisco Pizarro, der erste Europäer, der Tiahuanaco zu Gesicht bekam, bin ich überwältigt von der Baukunst der Aymara.

Ein Besuch im höchsten Regierungssitz der Erde

Bolivien ist weit, unwirtlich und dünnbesiedelt. Siebzig Kilometer trennen die Aymara-Ruinen von der Hauptstadt und doch sind es Welten. Der Bus rast über die menschenleere Straße der Hochebene und ich bin gespannt auf die einzige Millionenmetropole des Landes. Die Häuserzeilen von La Paz liegen zwischen 3200 und 4100 Höhenmetern und je höher sich die Straßen schrauben, desto ärmlicher wirken die Behausungen. Unten im historischen Zentrum werde ich zum Stadtrundgang entlassen. Mich zieht es zuerst zur 1549 errichteten, weitum sichtbaren Iglesia de San Francisco. Irritation und Faszination zugleich verströmt der sogenannte „Hexenmarkt„. Ich beobachte einen Händler dabei, wie er Kunden rituelle Zutaten für Zaubertränke veräußert und eine Art Voodoo-Puppe präpariert.

Märchen und Mythen im Bolivianischen Hochland

Die Grenze zwischen Realität und Traum verschwimmt bei einem Aufenthalt auf dem Altiplano. Ich kann gut verstehen, dass die Landschaft die Fantasie der Menschen angeregt hat; auch mir erscheint das 6439 Meter hohe Illimani-Massiv als der Ort, „wo die Sonne geboren wurde„.

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