Reise nach Guyana: Expedition in den Regenwald
Knapp 80 Prozent der Landesfläche Guyanas wird vom Regenwald eingenommen. Beim Landeanflug auf Georgetown schlage ich den innerhalb des guyanischen Dschungels spielenden Roman „Der silberne Sinn“ von Ralf Isau zu und bestaune das ewige und eindrucksvolle Grün unter mir!
Ohne Guide geht gar nix!
Guyana ist ein Entwicklungsland und doch auf dem Weg zum sanften Ökotourismus. Mehrere angeblich ortskundige Einheimische bieten mir am Flughafen ihre Dienste an – ich lehne ab, denn auf mich wartet Donald. Wir hocken in einem Straßencafé Georgtowns und er präsentiert mir seine mehr oder weniger professionell gestalteten Prospekte über die Sehenswürdigkeiten der Nation.
Ich lasse mich davon nicht abschrecken und steige mit ihm und ein paar anderen Gästen aus Europa in einen Jeep – auf geht’s Richtung Abenteuer. In Südamerika ist es nicht ungewöhnlich, dass Straßen an Flüssen enden. Gleiches widerfährt uns bei der Fahrt gen Mahdia. Plötzlich stehen wir an den rauschenden Fluten des Essequibo.
Der exakt 1000 Kilometer lange Strom mäandert durch die entzückende Landschaft Guyanas und verliert sich manchmal in seinen vielen Auen und Sümpfen. Schon nach wenigen Schritten würde ich den Rückweg zum Auto nie wieder finden. Doch Donalds hervorragender Orientierungssinn lässt uns die atemberaubende Natur eines der letzten Paradiese durchstreifen.
Anakondas und frohlockende Mitreisende: Per pedes durch den Regenwald
Seltene Vogelarten tirilieren über meinem Kopf und der nette Urlauber aus Italien erklärt mir in einer Mischung aus drei Sprachen, um welche Paradiesvögel es sich gerade handelt. Eigentlich bin ich kein ausgemachter Ornithologe, aber seine Ausführungen sind so eifrig und mit glänzenden Augen vorgetragen, dass ich mich davon anstecken lassen.
Die Tiere Guyanas sind aber auch faszinierend. Donald, der uns stets vorangeht, verursacht einen fußgängerischen Auffahrunfall. Er bleibt abrupt stehen und weist und an, die Fotoapparate leise und unaufgeregt herauszuholen. Ich kann hinter den anderen nichts erkennen und wippe auf den Zehenspitzen stehend, nervös hin und her.
Was gibt es denn so Interessantes zu sehen? Endlich erhasche ich einen Blick auf den vor uns liegenden Flussarm. Dort verlustiert sich gerade ein schier unentwirrbares Knäuel beim Liebesspiel. Mindestens vier riesige Anakondas umschlingen sich und achten daher nicht auf fleißig knipsende Touristen aus Übersee – muss Liebe schön sein!
Wässer, die in unendliche Schönheit fallen
Nach erlebnisreichen Dschungelexkursionen und romantischen Nächten an ungezähmten Strömen, treffen wir wieder auf Spuren der menschlichen Zivilisation. Mehrere Touristengruppen campieren in den Wäldern am Rande des Potaro-Flusses und freuen sich auf den angeblich schönsten Wasserfall in Südamerika. Der Kaieteur-Fall stürzt sich vom guyanischen Hochland über eine einzige 247 Meter hohe Stufe in die Ebene hinab. Sein Donnern und Grollen ist schon aus kilometerweiter Entfernung zu hören.
Ich bin ganz aufgeregt, als sich endlich das Blätterdach lichtet und es das Panorama auf die Kaskade freigibt. Schöner könnte man einen Wasserfall nicht malen! Wir klettern einen steilen, glitschigen Pfad empor und gelangen direkt an die Kante des Kaieteurs.
Dieser Anblick ist einfach unfassbar. Mir wird ganz schwindelig, wenn ich auf einem Stein am Flussufer stehend, die mächtig strömende Wasseroberfläche betrachte. Ein unsichtbares Band scheint alles nur irgendwie Fassbare mit in die Tiefe zu reißen.
Guyana: Zwischen Traum und Wirklichkeit
Wer den Regenwald in seiner Ursprünglichkeit erleben will, muss nach Guyana. Hier ist Südamerika noch so wild und rau, wie es vor der Ankunft des weißen Mannes vermutlich überall war – die lebensüberquellende Tierwelt mit eingeschlossen.
Bildquelle: © Banana Republic – Fotolia.com
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