Kulturelle Höhepunkte in Argentiniens zweitgrößter Stadt – Córdoba
Von seinen Eindrücken von Córdoba, Argentiniens zweitgrößter Stadt, berichtet unser Autor Jens Flöck in einem ausführlichem Reisebericht. Der erste Teil des Berichtes behandelt die Kultur- und Sehenswürdigkeiten der Stadt Córdoba, während sich der zweite Teil mit der Region rund um die Stadt befasst, die ein beliebtes Ausflugs- und Urlaubsziel darstellt.
Inhaltsverzeichnis
Vielen Deutschen und Österreichern ist diese Stadt, im mittleren Norden Argentiniens gelegen, noch von der Fußball-Weltmeisterschaft 1978 geläufig, als die deutsche Nationalmannschaft gegen Österreich die „Schmach von Córdoba“ erlebte. Damals mussten sie mit einer 2:3-Niederlage gegen die Alpenrepublik im Gepäck schon frühzeitig die Heimreise aus dem Turnier antreten, wobei Hans Krankl den entscheidenden Treffer für die schon ausgeschiedenen Österreicher erzielte.
Allerdings verbinden die meisten Deutschen und Österreicher nur dieses einschneidende Sportereignis mit dieser Stadt. Dabei hat Córdoba und seine Region doch weitaus mehr zu bieten. Für die Menschen, die Córdoba nur mit der „Schmach von Córdoba“ (Deutschland) oder mit dem „Wunder von Córdoba“ (Österreich) in Verbindung bringen können, möchte ich diese Stadt mit samt ihrer Region in diesem zweiteiligen Bericht nun näher bringen.
Manche Leser werden sich vielleicht fragen, warum ausgerechnet diese Stadt in Argentinien, die, wie viele andere argentinische Städte, weit im Schatten der Hauptstadt Buenos Aires steht? Nun, weil ich Córdoba und seine Region sowie die Menschen dort durch meinen fünfmonatigen Studienaufenthalt kennen und lieben gelernt habe.
„Die Gelehrte“ oder „Stadt der Glocken“ – Kultur und Sehenswürdigkeiten innerhalb des Stadtgebiets
Der vollständige Name dieser zentralargentinischen Stadt lautet „Córdoba de la Nueva Andalucía“ (Córdoba von Neu-Andalusien), da sie nach der Stadt Córdoba im spanischen Andalusien abgeleitet und benannt ist. Aufgrund ihrer zahlreichen Universitäten und anderen Lehranstalten wird Córdoba im Volksmund „La Docta“ (Die Gelehrte) oder wegen der vielen Kirchen auch „Ciudad de las Campanas“ (Stadt der Glocken) genannt.
Die Bewohner der gleichnamigen Provinz nennen sie „La Capital“ (Hauptstadt). Córdoba ist, wie viele andere Städte in Lateinamerika, bekannt für seine Kolonialbauten, insbesondere der Gotteshäuser. Die meisten dieser Bauten befinden sich rund im Dunstkreis des zentralen Platzes der Stadt, den „Plaza San Martín“. Dieser Platz ist benannt nach dem südamerikanischen Unabhängigkeitskämpfer.
Eine große Besonderheit aus stadtplanerischer Sicht macht den „Plaza San Martín“ aus: von der Höhe der Nordwestecke an werden alle Hausnummern dieser Stadt aufwärts gezählt, was gleichbedeutend ist mit der Änderung der Straßennamen. In der Praxis sieht es dann so aus, dass eine Straße, die sich im Westen der Stadt „Avenida Colón“ nennt, sich ab dem benannten Punkt in die „Avenida Emilio Olmos“ verwandelt. In Nord-Süd-Richtung benennt sich beispielsweise die „Avenida General Paz“ in die „Avenida Vélez Sarsfield“ um. Aus dieser Beschreibung heraus kann man schließen, dass die meisten Häuserblocks in der Innenstadt parallel im Schachbrettmuster angeordnet sind, was für argentinische Städte oft typisch ist.
Córdobas bedeutenste Kirchen
Am „Plaza San Martín“ selbst steht die im Jahre 1782 erbaute Kathedrale von Córdoba. Außer dem Kolonialstil hat diese Kirche die Besonderheit, dass deren Inneres bedeutende indianische Schnitzereien enthält und 1914 vom Künstler Emilio Carraffa neu gestaltet wurde. Nicht weit vom „Plaza San Martín“ weg steht das Kloster der „Unbeschuhten Karmelittinen mit der „Iglesia Santa Teresa“. Die gesamte Klosteranlage ist ein rosafarbener Bau im barocken Kolonialstil. Die Kirche als ältester Teil der Anlage wurde 1717 erbaut.
Geht man vom „Plaza San Martín“ ca. 100 m in südliche Richtung, so stößt man auf die „Manzana de los Jesuitas“ (Block der Jesuiten), auch ein kolonialer Gebäudekomplex. Dieser enthält neben dem Rektorat der Universität von Córdoba, der Kapelle der Jesuitenresidenz, dem Konvent Santa Teresa sowie dem „Colegio Convictorio de Nuestra Señora de Montserrat“ die älteste noch erhaltene Kirche Argentiniens, die „Iglesia Compañia de Jesús“.
An dem Gebäudekomplex der „Manzana de los Jesuitas“, genauso wie an den „Estancias“ rund um Córdoba, sieht man, dass die Jesuiten in dieser Stadt und in der Region ihre Spuren hinterlassen haben. Die „Manzana de los Jesuitas“ wurde im Jahre 2000 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Im Stadtviertel „Nueva Córdoba“ befindet sich die im neugotischen Stil von Kapuzinern erbaute „Iglesia Sagrado Corazón“. Ein weiteres Gotteshaus der Neugotik ist die „Iglesia Inmaculada Concepción de María“, die im Stadtteil Alta Córdoba, nördlich des Stadtzentrums, beheimatet ist.
Sehenswerte öffentliche Gebäude
Hierbei möchte ich im schon erwähnten Viertel „Nueva Córdoba“ beginnen, einem Viertel, dass zum großen Teil von Studenten bewohnt ist und ein reges Nachtleben hat. Dort befindet sich nämlich die „Universidad Nacional der Córdoba“. Sie ist mit ca. 115 000 Studierenden nach der Universität von Buenos Aires die zweitgrößte und älteste Argentiniens sowie eines der ältesten Universitäten Lateinamerikas. Auch sie wurde von Jesuiten im Jahre 1613 gegründet. Die Universität besitzt 13 Fakultäten. Die bedeutensten sind Philosophie, Rechtswissenschaften, Sprachwissenschaften, Geisteswissenschaften und Medizin.
Im selben Stadtviertel wie die Universität gibt es mit dem „Palacio Ferreyra“ ein sehenswertes Schloss zu entdecken. Es liegt in der Nähe des „Plaza España“, ein kreisrunder, verkehrsreicher Platz, gestaltet im rationalistischem Stil. Ein neokolonialer Gebäudekomplex, den man aus Sicht der einheimischen Bevölkerung besucht haben sollte, ist der „Paseo de los Artes“. Er wurde ursprünglich im Jahre 1890 als Sozialwohnungskomplex erbaut und beherbergt heute Antiquitätenläden, Kunstgalerien und einen ausgedehnten Kunsthandwerkermarkt. Man sagt, dass wer den „Paseo de los Artes“ nicht kennengelernt hat, Córdoba nicht wirklich kennt. Die Gegend liegt im Viertel „Barrio Güemes“ und wird auch oft von den „cordobeses“ (Einwohner Córdobas) das „San Telmo Córdobas“ genannt. „San Telmo“ selber ist ein bekannter Stadtteil der Hauptstadt Buenos Aires, der ebenso viele Antiquitätenläden und Kunsthandwerkermärkte zu bieten hat. Der „Paseo de los Artes“ ist vor allem Sonntags sehr belebt.
Für Besucher sehenswert ist auch das Regierungsviertel um den künstlich kanalisierten Kleinfluss „La Cañada“, wo die Provinzregierung seinen Sitz hat. Dabei ragt vor allem der Justizpalast heraus, ein im Jahre 1936 errichteter neoklassizistischer Monumentalbau. Vor dem Justizpalast erstreckt sich der „Paseo Sobremonte“, ein im Jahre 1785 angelegter und 1957 restaurierter Platz mit Springbrunnen in etwas vertiefter Lage.
Kehren wir noch einmal zum „Plaza San Martín“ zurück. Dort steht direkt rechts neben der Kathedrale der „Cabildo“, ein historisches Ratsgebäude kolonialem Stils, das in der langen Zeit zwischen den Jahren 1610 und 1784 errichtet wurde. Heute ist dort ein Museum untergebracht.
Parks und Grünanlagen

Parkanlage in Cordóba
Der bei den Einheimischen beliebteste Park der Stadt, noch dazu in zentraler Lage, ist der „Parque Sarmiento“, östlich des Studentenviertels „Nueva Córdoba“ gelegen. Er grenzt auch ziemlich unmittelbar an den ebenfalls parkähnlich angelegten Campus der Universität, der „Ciudad Universitaria“. Der „Parque Sarmiento“ beinhaltet auf sechs Quadratkilometer Sportanlagen, einen Rosengarten, einen zoologischen Garten und einen Vergnügungspark mit einem künstlichem See. Ein beliebter Treffpunkt vor allem an Wochenenden und Feiertagen.
Nördlich des Stadtzentrums am „Río Suquía“ gelegen erstreckt sich der „Parque Las Heras“. Direkt am Park lag meine Wohnung, die fünf Monate lang mein zu Hause war. Im Verlauf des Flusses nach Westen und Osten hin sind die Ufer ebenso teilweise parkähnlich gestaltet. Direkt im Anschluss östlich des „Río Suquía“ befindet sich ein weiterer Park, nämlich der „Parque General Paz“ im gleichnamigen Stadtteil. Dort steht auch das Industriemuseum der Stadt.
Die flächenmäßig größte Parkfläche befindet sich ganz im Westen, ein paar Kilometer außerhalb des Stadtzentrums, der „Parque San Martín“. Er wird auch „Parque Oeste“ (Westpark) genannt und ist nicht zu verwechseln mit der „Plaza San Martín“ im Stadtzentrum. Auf ungefähr 15 Quadratkilometer ist er der größte und naturbelassenste Park Córdobas, wobei ein Großteil des Parks unter Naturschutz steht. Außerdem gibt es dort einen Campingplatz, ein Messegelände, eine Nachtlebenmeile mit mehreren Großraumdiscotheken, das Zentrum für moderne Kunst „Chateau Carreras“ und zu guter Letzt das bekannte Fußballstadion „Estadio Mario Alberto Kempes“, indem die deutsche Nationalmannschaft die schon eingangs erwähnte „Schmach von Córdoba“ erlitt.
Daran schließt sich auch der Botanische Garten an, der in unmittelbarer Nähe des „Río Suquía“ liegt. Zwei kleine benachbarte Parks in Hanglage mit schöner Aussicht auf die Stadt liegen im Nordwesten Córdobas, der „Parque de las Naciones“ und der „Parque Autóctono“.
Nachtleben
Córdoba ist bekannt für ein pulsierendes Nachtleben. Empfehlenswert ist dabei die „Calle Rondeau“ im Stadtteil „Nueva Córdoba“, die besonders bei Studenten sehr beliebt ist. Rund um diese Straße gibt es eine Fülle von Bars, Kneipen und Discotheken. Dort wandert man am besten von einer Bar in die andere und sucht sich die Örtlichkeit aus, die einem am besten gefällt, da die Auswahl dort einfach riesig ist.
In „Nueva Córdoba“ gibt es auch außerhalb der „Calle Rondeau“ noch sehr viele andere Bars und Nachtclubs. Diese findet man im Übrigen auch im Stadtteil „Alta Córdoba“, nördlich des Stadtzentrums. Die mir bekannteste Discothek dort ist das „Rivadavia“. Wer mehr nach Großraumdiscotheken sucht, fährt am besten in die schon erwähnte Nachtlebenmeile in der Nähe des „Estadio Mario Alberto Kempes“. Dort reihen sich mehrere große Nachtclubs aneinander. Zwei Tipps für Großraumdiscotheken in der Nähe des Stadtzentrum ist das „But Mitre“, direkt am „ La Cañada“ gelegen. Nicht weit davon weg gibt es das „Cuernavaca“, auch sehr beliebt bei der einheimischen Mittelschicht.
Die restlichen Bars und Discotheken verteilen sich über das gesamte Stadtgebiet. Ein Geheimtipp von mir persönlich sind die Bars entlang des „Río Suquía“ nördlich des Stadtzentrums in der Nähe des „Parque Las Heras“. Dort wird hauptsächlich die einheimische Musikart des „Cuarteto“ gespielt, die als Stimmungmusik gilt und zumeist bei den Unterschichten sehr beliebt ist. Das Betreten dieser Bars ist nicht ganz ungefährlich, aber stimmungsvoll, interessant und authentisch.
Für ein Abschlussbier am frühen Morgen lohnt ein Besuch und erhält hin und wieder Einblicke in Córdobas Unterwelt. Aber keine Angst! Man kommt von dort immer lebend und wohlbehalten wieder nach Hause.
Ess- und Trinkkultur
Beliebteste Gerichte Córdobas

Empanadas
Einige Einblicke in die Gastronomie Córdobas dürfen auch nicht fehlen. Auffallend ist die für argentinische Städte vergleichsweise große Anzahl von arabischen Restaurants, da nicht wenige „cordobeses“ arabisch-libanesische Vorfahren haben. Dies schlägt sich auch in der für Einheimische beliebte Delikatesse nieder, den „Empanadas“. Dies sind kleine gefüllte Teigtaschen. Dabei sind die „Empanadas Árabes“ hervorzuheben, die in ihrer etwas größeren Dreiecksform sehr eigen sind: sie haben eine Füllung aus Hackfleisch, Zwiebeln und Zitronensaft. Andere „Empanadas“ sind „Empanadas de carne“ (Rindfleischfüllung), „Empanadas de pollo“ (Hühnerfleischfüllung), „Empanadas de jamón y queso“ (Schinken- und Käsefüllung) und mit anderen Füllungen wie Thunfisch, Zwiebeln, Spinat oder Mais.
Außer den „Empanadas“ sind natürlich Pizzen sehr beliebt, da sehr viele Argentinier italienische Vorfahren haben. Das Highlight aber sind die sogenannten „Asados“ (Grills) in denen verschiedenste Sorten argentinischen Rindfleischs aufgetischt werden. Restaurants dieser Art sind über die ganze Stadt verstreut, wie in allen Städten Argentiniens. Sehr oft wird ein „Asado“ aber auch privat mit Freunden oder Familie veranstaltet. Der Fokus liegt hierbei selbstverständlich auf der Vielfalt verschiedener Rindfleischsorten, wobei auch verschiedene Salate gerne als Beilage dienen. Eins ist jedoch sonnenklar, egal ob privat oder in einem Restaurant: von einem „Asado“ geht man immer mit gefülltem Magen nach Hause.
Nationalgetränk Mate

Nationalgetränk Mate
Als Getränk nimmt man auch in Córdoba das argentinische Nationalgetränk schlechthin zu sich: den Mate. Dieser ist ein Aufgussgetränk, dass in dafür vorgesehenen Trinkgefäßen konsumiert wird. Dieses Gefäß nennt sich „Mate“, genau wie das Getränk an sich. Die klein gehackten Blätter des Mate-Strauchs werden „yerba“ genannt und sind in jedem Supermarkt erhältlich. Diese kommen in das Mate-Gefäß, in dem sich auch ein Trinkhalm (Bombilla) aus Metall oder Edelstahl mit einem Sieb am unteren Ende befindet. Schließlich wird heiß gekochtes Wasser über das „yerba“-Kraut gegossen und man trinkt das mit dem Kraut angereicherte heiße Wasser.
Das Sieb am unteren Ende des Trinkhalms verhindert das Schlucken des „yerba“-Krautes. Geschmacklich und von der Wirkung her ist das Mate-Getränk in etwa mit Kaffee vergleichbar: es hat einen leicht bitteren Geschmack und macht in der Regel munter. Mit gewissen Süßstoffen kann man den Geschmack aber zu mehr Süße hin variieren. Mate trinken ist in Argentinien immer ein gewisses Ritual, denn man trinkt es zumeist in Gesellschaft. Dabei trinken alle Anwesenden aus der selben Kalebasse und dem selben Trinkhalm, was aus Sicht der Einheimischen ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt. Getrunken werden kann es überall: bei der Arbeit, im Geschäft, zu Hause, im Park und sogar beim Warten an der Bushaltestelle. Der Mate wird allerdings nicht nur in Argentinien getrunken. Auch in Paraguay, Uruguay und im Süden Brasiliens (chimarrão) wird er in verschiedenen Variationen konsumiert.
Ein weiterer Getränketipp von mir ist der in Córdoba sehr gerne getrunkene „Fernet con Coca“, ein Mischgetränk aus dem italienischen Magenbitter „Fernet Branca“ und Cola. Sollte man probiert haben, obwohl es nicht mein Lieblingsgetränk ist. Es hat auch einen leicht bitteren Geschmack und einen ziemlich hohen Alkoholgehalt. Ein zu intensiver Konsum davon verursacht am Morgen danach starke Kopfschmerzen. Ich persönlich ziehe das Bier von Quilmes (bekannteste argentinische Biermarke) und den Mate vor.
Die Region rund um Córdoba
Die Region Córdoba in der gleichnamigen Provinz ist ein sehr beliebtes Ausflugs- und Urlaubsziel insbesondere für die „porteños“, die Bewohner der Hauptstadt Buenos Aires, und für viele Brasilianer. Auch viele „cordobeses“ verirren sich gerne für ein Wochenende in die Provinz, besonders in den von der Stadt aus nahegelegenen „Sierras de Córdoba“.
Diese „Sierras de Córdoba“ sind ein Gebirgskamm westlich von Córdoba und gehören zu den Pampinen Sierren. Während sie bei Südamerikanern recht beliebt sind, werden sie von Europäern und Nordamerikanern aufgrund der nahe gelegenen Anden häufig übergangen. Dabei haben die „Sierras de Córdoba“ einige erholsame Orte sowie viele Sport- und Wandermöglichkeiten zu bieten.
Die besten Jahreszeiten dafür sind Herbst und Frühjahr, wenn die Touristenmassen sich entweder schon verflüchtigt haben oder noch nicht eingetroffen sind. Besuchenswert sind die Städtchen La Falda oder La Cumbre. In Alta Gracia, südlich von Córdoba, kann man erneut die Hinterlassenschaften der Jesuiten wiederfinden und in Villa General Belgrano findet man viele Spuren deutscher Einwanderer. Absolutes Highlight ist der „Parque Nacional Quebrada del Condorito“. Die höchste Erhebung in den „Sierras“ ist übrigens der „Cerro Champaquí“ mit 2790 Metern.
Folgend nun ein Überblick über die wichtigsten Orte der Region.
Villa Carlos Paz

Lago San Roque
Am Ufer des Stausees „Lago San Roque“ liegt Villa Carlos Paz, ein Ort der im Sommer von sehr vielen Urlaubern aus der Hauptstadt Buenos Aires bevölkert wird. Vergleichbar ist dieser Ort mit Mar del Plata, einem Touristenort an der Atlantikküste. Villa Carlos Paz ist lediglich eine kleinere Ausgabe davon. Diese Stadt wird von etwa zwei Millionen Touristen jährlich besucht. Ein großer Anziehungspunkt für vorwiegend junge Leute ist das Nachtleben mit mehreren Discotheken, Theatern und Casinos.
Außer der höchsten Erhebung am Rande der Stadt, dem „Cerro La Cruz“, gibt es dort nicht viel zu sehen. Der Berg ist mit einem Sessellift besteigbar und ist etwa 950 Meter hoch. Im Sommer gibt es diverse Veranstaltungen wie Konzerte oder Festivals aller Art. Das größte Ereignis ist die Ralley-Weltmeisterschaft und findet im Mai oder Juni, also nicht im argentinischen Sommer, statt.
Cosquín
26 Kilometer nördlich von Carlos Paz liegt Cosquín. Dort finden drei bekannte Festivals jeweils einmal im Jahr statt. Das ist zum einen dem „Festival Nacional del Folklore“, ein nationales Folkloremusikfest, dass immer in der letzten Januarwoche gefeiert wird und neun Tage dauert. Ein anderes Festival ist eher rockiger Natur und nennt sich „Cosquín-Rock“, an dem viele nationale und internationale Hard- oder Punkrock-Bands spielen. „Cosquín-Rock“ ist in etwa mit „Rock am Ring“ vergleichbar und findet an einem Wochenende im Februar statt. Es ist das größte Open-Air-Rockfestival Argentiniens.
Ein drittes Festival findet einige Tage später ebenfalls im Februar statt, das „Cosquín-Cuarteto“. Es ist ebenfalls das größte Festival seiner Art landesweit. Im Sommer wird Cosquín, ähnlich wie in Carlos Paz, von Touristen bevölkert, während es Rest des Jahres völlig ruhig ist. Östlich der Stadt liegt der 1260 Meter hohe „Cerro Pan de Azúcar“, in dem man einen schönen Blick auf die benachbarten Sierren und bei gutem Wetter sogar auf die Stadt Córdoba hat.
La Falda
Fährt man von Cosquín über die RN 38 (Nationalstraße) etwa 20 Kilometer nordwärts, so kommt man in den Luftkurort La Falda im „Valle de Punilla“ am Fuße der „Sierras Chicas“. Das bekannteste Bauwerk dieses Ortes ist das historisch prunkvolle aber längst geschlossene Hotel Eden, das schon Spuren äußeren Verfalls aufweist. Es wurde 1897 erbaut und beherbergte sämtliche argentinische Präsidenten und andere illustre Gäste wie Albert Einstein.
Von La Falda aus führt ein beliebter Wanderweg in ungefähr zwei Stunden auf den Gipfel des „Cerro La Banderita“, der etwa 1350 Meter hoch ist. La Falda, früher ein Kurort für wohlhabende Argentinier, zieht heute hauptsächlich entweder Wandertouristen an oder Besucher aus Córdoba, die der Hektik der Großstadt entfliehen wollen.
La Cumbre

Luftkurort La Cumbre
Weitere 18 Kilometer nördlich von La Falda liegt auf ca. 1141 Meter mit La Cumbre ein weiterer Luftkurort, der ebenfalls zum Wandern und zur Erholung einlädt. Der Ort hat aufgrund seiner hohen und ungeschützten Lage ein raues Bergklima mit gemäßigten Temperaturen im Sommer und kalten Wintern, zeitweise mit Schnee. Weltberühmt ist La Cumbre für das Gleitschirmfliegen und war im Jahre 1999 Austragungsort der Weltmeisterschaften im Paragliding. La Cumbre gilt als das Mekka der Gleitschirmflieger und zieht Anhänger dieser Sportart magisch an.
Außerdem hat der Ort ein wahres Künstlerflair. Interessant für Kunstinteressierte ist der „Camino de los Artesanos“. Entlang dieser Straße wird in unzähligen Häusern entweder selbst gemachte Kleinkunst oder kulinarisches aus eigener Rezeptur verkauft. Ein klein wenig Rio de Janeiro findet man in La Cumbre auch. Östlich der Stadt steht auf einem 300 Meter hohem Hügel der „Cristo Redentor“, eine sieben Meter hohe Christusstatue, von wo man einen wunderschönen Fernblick genießen kann.
Jesús María
Für einen Tagesausflug empfiehlt sich der Ort Jesús María, etwa 48 Kilometer nördlich von Córdoba gelegen. Hier liegt eine der schönsten „Estancias“ der Provinz, die von Jesuiten erbaut wurde. Dies geschah im Jahr 1618. Kirche und Kloster dieser „Estancia“ liegen auf einem wunderschönen Gelände und bilden zusammen das „Museo Jesuítico Nacional de Jesús María“. Ausgestellt sind dort archäologische Gegenstände von indigenen Völkern aus ganz Argentinien und informative Karten über den Verlauf der Missionsbewegung.
Am ersten Januarwochenende findet in Jesús María die alljährliche „Fiesta Nacional de Doma y Folklore“ statt, in der zehn Tage lang Reitkunst und Gebräuche der Gauchos gefeiert werden. Eine sehenswerte „Estancia“ aus Jesuitenhand, die auch auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerben steht, ist die „Estancia Santa Catalina“ und liegt ca. 20 Kilometer nordwestlich von Jesús María. Die gesamte „Estancia“ ist ein kleines Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Die „Estancia Santa Catalina“ ist die einzige Weltkulturerbe-“Estancia“, die in Privatbesitz ist. Sie gilt als eine der schönste „Estancias“ der Region.
Alta Gracia

Iglesia Parroquial Nuestra Señora de la Merced
Ebenfalls sehr empfehlenswert für einen Tagesausflug ist die 35 Kilometer südwestlich von Córdoba gelegene koloniale Bergstadt Alta Gracia. Genau wie in Jesús María findet man auch hier eine der zahlreichen Jesuiten-“Estancias“. Das auffälligste Gebäude dieser „Estancia“ ist die „Iglesia Parroquial Nuestra Señora de la Merced“. Direkt südlich davon liegen die kolonialen Werkstätten der Jesuiten, die sich „El Obraje“ nennen. Heute befindet sich in diesen Räumlichkeiten eine öffentliche Schule.
Neben der Kirche steht das „Museo Histórico Nacional del Virrey Liniers“, benannt nach dem früheren Vizekönig des Vizekönigreichs des Río de la Plata. Im 17. Jahrhundert errichteten die Jesuiten einige Dämme, die sich „Tajamar“ nennen. Dies waren von Jesuiten geplante und angelegte Bewässerungssysteme.
Lohnenswert ist auch ein Besuch des „Museo Casa de Ernesto Ché Guevara“. In dem Haus der „Villa Beatriz“, wo das Museum untergebracht ist, wohnte der kleine Ernesto Guevara mit seiner Familie in den 1930er-Jahren. Wegen des Asthmaleidens Ernesto Guevaras, der damals noch nicht „Ché“ gerufen wurde, zog die Familie aufgrund des Ratschlags des Arztes in diese Gegend, weil sie ein trockenes Klima hat. In den Inneräumen des Museums wird Ché Guevaras Lebenslauf durch Fotos und Videos dokumentiert. Einige Objekte aus seiner Jugendzeit sind ebenso dort ausgestellt.
Villa General Belgrano
Etwa drei Autostunden von Córdoba entfernt liegt der Erholungsort Villa General Belgrano. Er unterscheidet sich gänzlich von anderen Orten in der Provinz Córdoba. Seine Gründerväter waren die Überlebenden des deutschen Kriegsschiffs Admiral Graf Spee. Der Kapitän dieses Schiffes hatte es wegen schwerer Beschädigungen im Dezember 1939 im Hafen von Montevideo selbst versenkt. Die Besatzung selber war daraufhin in dieser Gegend um den Ort interniert.
Dies ist der Grund, warum diese Ortschaft sehr deutsch anmutet. Seit 1964 wird hier das alljährliche „Fiesta Nacional de la Cerveza“ gefeiert, ein eigenes Oktoberfest also. Die Gastronomie erinnert ebenfalls an die deutschen Vorfahren dieses Ortes. Schwarzwälder Kirchtorte, Gulasch oder deutsches Bier sind hier nicht schwer zu finden.
La Cumbrecita
Um La Cumbrecita handelt es sich um ein ruhiges Dorf am Hang oberhalb des „Valle de Calamuchita“, dass komplett autofrei ist und nur etwa 600 Einwohner hat. Befestigte Straßen sucht man hier vergeblich. Der Hauptgrund für einen Besuch in La Cumbrecita sind die vielen Wandermöglichkeiten.
Der „Cerro La Cumbricita“ ist mit 1400 Meter der höchstgelegenste Punkt des Ortes und ist in ca. 20 Minuten erreichbar. Der höchste Berg der Region um den Ort ist der „Cerro Wank“ mit 1715 Metern, der in etwa 40 Minuten auf einem Wanderpfad erreichbar ist. Lohnenswert ist auch ein Gang zum „La Cascada“, einem Wasserfall am Berghang.
Parque Nacional Quebrada del Condorito

Andenkondor im Parque Nacional Quebrada del Condorito
Absolut empfehlenswert ist eine Tageswandertour durch den „Parque Nacional Quebrada del Condorito“. Es ist ein ca. 37 000 Hektar großes Naturschutzgebiet, dass sich durch die „Sierras Grandes“ zieht. Dieses mit Felsen durchzogene Weideland und liegt auf dem Weg von Córdoba nach Mina Clavero. Die Besonderheit dieses Nationalparks ist, dass man sämtliche Jungkondore beim Flug beobachten kann.

Parque Nacional Quebrado del Condorito

Parque Nacional Quebrado del Condorito
In den zahlreichen Schluchten befinden sich nämlich die Brutgebiete dieser Andenkondore. Die Wanderung durch den Nationalpark beginnt ab der Ortschaft La Pampilla, wo der Eingang des Parkes ist, und zieht sich neun Kilometer weit bis zu den Klippen des „Balcón Norte“, wo man einen besonders guten Blick auf die Flugbahnen der Kondore hat. Die Wanderung selbst dauert mehrere Stunden und führt über viele Hänge, Felsen und Schluchten. Man sollte dafür einen ganzen Tag einplanen.
Wie kommt man jedoch von Córdoba aus dorthin? Ganz einfach: man nimmt einen Bus nach Mina Clavero und auf Nachfrage halten die Busse am Parkeingang in der Nähe von La Pampilla. Für den Rückweg nach Córdoba oder die Weiterfahrt nach Mina Clavero muss man die Busse vom Straßenrand aus anhalten.
Mina Clavero
Diese Kleinstadt, etwa 170 Kilometer südwestlich von Córdoba gelegen, ist ein ebenso bei Argentiniern sehr beliebter Fremdenverkehrsort. Die idyllische Berglandschaft rund um Mina Clavero lädt zum Wandern ein, hat aber auch sehr viele Wasserfälle, kristallklare Flüsse und viele Naturpools zu bieten. Wanderfreunde sowie Wasserratten kommen hier voll auf ihrer Kosten.
Besonders im Sommer sind die Naturpools zum baden sehr beliebt. Diese sogenannten „Balnearios“ liegen außerhalb der Stadt auf den Wanderwegen im Gebirge. Besonders der Naturpool „Los Elefantes“ ragt wegen den benachbarten elefantenförmigen Felsformationen heraus. Besucht wird Mina Clavero von vielen „Cordobeses“ (Einwohner von Córdoba) und „Porteños“ (Einwohner von Buenos Aires) zur Erholung von der Hektik ihrer jeweiligen Großstadt. Im Frühjahr und Herbst ist es dort sehr ruhig, während der Sommer, wie an vielen anderen Orten der „Sierra“, Hauptreisezeit ist.

Badeort Cuesta Blanca
Cuesta Blanca und Icho Cruz
Zum Schluss möchte ich noch auf zwei beliebte Flussbadeplätze in der Nähe von Villa Carlos Paz aufmerksam machen: Cuesta Blanca und Icho Cruz am kleinen Fluss „Río San José“ gelegen. Von den Bewohnern der Stadt Córdoba werden diese beiden Orte zum sonn- oder feiertäglichen Baden und Erfrischen regelmäßig heimgesucht. Von sämtlichen Busbahnhöfen in Córdoba gelangt man mit Kleinbusses dorthin. Die Fahrt dauert ca. eine Stunde und ist ideal für Leute, die keine allzu weiten Strecken zum Baden von Córdoba aus fahren wollen.
Schlussbemerkungen
Die Bewohner der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires behaupten bekanntlich oft, dass Argentinien Buenos Aires und der Rest des Landes sei. Die meisten Touristen zieht es auch hauptsächlich in diese tolle kosmopolitische Stadt bzw. ist erster Anlaufpunkt einer Argentinienreise. Aber Argentinien ist definitiv nicht nur Buenos Aires.

Die Region Córdoba mit der Stadt Córdoba als Hauptstadt der gleichnamigen Provinz und ihren „Sierras de Córdoba“ haben so viele Sehenswürdigkeiten und Attraktionen zu bieten, dass diese Region es verdient, ausführlicher erwähnt und beschrieben zu werden. Für jeden Geschmack und jede Leidenschaft haben die Stadt und ihre Region etwas zu bieten und lohnen in jedem Fall einen längeren Aufenthalt.
Wer einmal dort war, lernt diese Region lieben und kehrt immer wieder dorthin zurück. So geht es mir jedenfalls. Mit diesem doch sehr umfangreichem Bericht, so glaube ich, ist es mir gelungen, Córdoba über die sogenannte „Schmach von Córdoba“ hinaus bekannter zu machen.
Titelbild: © Christian Kober – shutterstock.com
Textbild Empanadas: © HLPhoto – shutterstock.com
Textbild Villa Carlos Paz: © Norberto Mario Lauria – shutterstock.com
Textbild La Cumbre: © Eric Gevaert – shutterstock.com
Textbild Alta Gracia: © Thoron – shutterstock.com
Textbild Mate Tee: © Ferumov – shutterstock.com
Textbild Park: © Botond Horvath – shutterstock.com
Weitere Textbilder: © Jens Flöck
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