Brügge: Grachten, Historisches und jede Menge Schokolade

25. März 2014 um 10:14 Uhr

Author HelgeBrügge ist das kulturelle und geschichtliche Zentrum Westflanderns und obwohl die Stadt meilenweit von der Nordsee entfernt liegt, galt sie als eine der wichtigsten Hansestädte des Mittelalters. Ich bin gespannt auf die europäische Kulturhauptstadt 2002 und beginne meinen Stadturlaub im Herzen der City: Am Grote Markt.

Das belgische Venedig und eine kleine Knolle

Alle Straßen und Gassen laufen dem Grote Markt entgegen. Die malerische Freifläche wird von einem imposanten Gebäudeensemble umarmt und ich bin hingerissen. An einer Infotafel steht etwas von einer Stadtführung, in der man die Metropole als „mittelalterliches Freilichtmuseum“ entdecken soll. Ich liebäugle nur kurz mit dieser Sightseeing-Tour, denn eigentlich bin ich bevorzugt auf eigene Faust unterwegs.

Aber die Formulierung will mir den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf: Freilichtmuseum. Das passt. Die Stadt wirkt wie eine begehbare Puppenstube. Besonders bewusst wird mir das bei einer Grachtenfahrt.

Zahllose Kanäle durchziehen die Häuserzeilen und werden von kleinen, steinernen Brücken überspannt. Unter ihnen traten flandrische Tücher die Reise zu den Manufakturen Großbritanniens an und machten Brügge reich. Ihr und der Seefahrt hat ganz Belgien eine Delikatesse zu verdanken: Pommes frites. Die Speise wurde hier erfunden und ich stehe kauend vor einer Imbissbude – bessere „Kartoffelstäbchen“ habe ich noch nirgendwo gegessen!

Die Metropole der vielen Museen

Macht man Stadturlaub im Herzen Flanderns und geht in keine einzige Ausstellung, war man nicht hier. Ich sehe mir flämische Primitive im Groeningemuseum an und bestaune mit dem St. Josephs Krankenhaus eines der ältesten Hospitale Europas. Schon im 12. Jahrhundert wurden direkt neben der wuchtigen Liebfrauenkirche Kranke versorgt und Heilpflanzen angebaut.

Zwischen Mittelalter und Moderne bewegen sich auch die Exponate, die ich in dieser teils skurrilen Ausstellung entdecke und mich frage, ob die Menschen von damals nicht mehr Angst vor den Ärzten als vor der Erkrankung selbst hatten. Das sind ja wahre Folterinstrumente!

Wesentlich genussvoller wird es dann im Schokoladenmuseum. Belgische Pralinen sind weltberühmt und wenn ich so an mir runtergucke, steigere ich ihre Umsatzzahlen maßgeblich mit. Die Sammlung Choco-Story zeigt den Weg von der eher bitter schmeckenden Kakao-Bohne bis zur zartschmelzenden Milchschokolade. Ein Chocolatier zaubert vor meinen Augen so herrliche Kreationen, dass ich nicht widerstehen kann und eine ganze Schachtel kaufe.

Michelangelo, Bier und ein wertvolles Glitzern

In Brügge fällt wirklich niemand vom Fleisch. Ich spaziere durch die Innenstadt und komme an zahllosen Brauereigasthäusern vorbei. Vor dem „De Halve Maan“ bleibe ich stehen und schließe mich einer Führung an. Das Gerstengebräu ist wesentlich hochprozentiger als deutsches Bier und so bin ich nach der kleinen Kostprobe merklich angeheitert. Als nächstes steht ein Genie der Renaissance auf meinem Sighseeing-Programm. In der gotischen Onze-Lieve-Vrouwekerk ist die Brügger Madonna von Michelangelo zu bestaunen.

Im Jahre 1503 erschaffen, verkaufte sie der Künstler an belgische Kaufleute, obwohl er die Skulptur eigentlich nach Siena hätte liefern sollen. Wahrscheinlich zahlten die Tuchhändler aus dem Norden einfach besser! Passend zu diesem Marmor-Schmuck zieht es mich nun in die wahrscheinlich teuerste Sammlung der ganzen Stadt: Das Diamanten-Museum. Überall glitzert und funkelt es aus den Vitrinen und einem Diamantenschleifer kann über die Schulter geblickt werden.

Stadturlaub in der Vergangenheit

Ich liebe europäische Metropolen und habe schon öfter Trips in die verschiedensten Citys des Kontinents unternommen. Die Brügger Altstadt ist zwar flächenmäßig eher klein, aber noch nie durfte ich derart viele sehenswerte Höhepunkte auf so engem Raum erleben!

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Bildquelle: Julia Kuznetsova / Shutterstock.com

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