Bali: Vulkantrip auf der Insel der Götter

15. Oktober 2014 um 08:21 Uhr

Urlaub in BaliAutor Marina Ruchti„Benni, Marina! Are you ready?” Es war 2 Uhr nachts als unser local Guide an der Holztür unseres Homestays in Ubud anklopfte. Natürlich waren wir „ready“, nach einem etwa zweistündigen Schlaf konnte man doch nur topfit sein! Was wir vorhatten? Nachts einen Vulkan erklimmen, ohne über die geographische Lage dieses Vulkanes im Bilde zu sein, wie viele Höhenmeter er misst und wie steil der Aufstieg für uns werden würde. Naja, vielleicht hätten wir einfach mehr Fragen stellen sollen, aber es war immer nur die Rede von Sonnenaufgang und dem Vulkan Batur. Das hat uns irgendwie überzeugt.

You want to see the sunrise?

Unser Guide Namens Gede hatte uns bei einer unserer Rollerausfahrten am Abend zuvor unweit von Ubud, der Kulturhochburg Balis, bei einem kurzen Stopp auf der Straße aufgegriffen. Stets mit einem Lächeln im Gesicht berichtete er uns von den Vulkan-Touren, die er regelmäßig im Norden Balis mit Touristen unternehme. Er zeigte uns die Route und verdeutlichte, dass er uns das ganze viel günstiger anbiete, da er ein Einheimischer sei und keiner von diesen „Abzock-Vereinen“, wovon es tatsächlich einige auf der Insel gibt. Klang alles plausibel.

So vereinbarten wir mit ihm den Vulkan-Trip bei Nacht. Nachts deshalb, weil wir den Sonnenaufgang über den Wolken sehen wollten. Da nimmt man es doch mal gerne in Kauf einem Fremden die Hälfte des Preises vorab zu bezahlen und darauf zu hoffen, dass er uns auch wirklich abholt. Spontane Angelegenheit, aber im Urlaub ist man ja flexibel!

No problem, no problem!

Sonnenaufgang auf dem Vulkan

Sonnenaufgang auf dem Vulkan

Unser Ziel war also der Vulkan Batur, ein noch aktiver Schichtvulkan nahe des Dorfes Kintamani, im Norden der Insel. Pünktlich um 2 Uhr tauchten wir in die Dunkelheit Balis ein. Bei leichtem Regen durchquerten wir mit den Rollern ca. 1,5 Stunden holprige Landstraßen, die hie und da von Straßenhunden überquert wurden. Wir waren irgendwo im Nirgendwo. Auch unsere Roller-Tankanzeige verhieß nicht gutes, die war nämlich kurz vor Anschlag. Als ich Gede fragte, ob er denn wisse wo man Benzin kaufen könnte antwortete er voller Euphorie mit „I look, look, no problem!“

Herrlich dieser überschwängliche Optimismus der Balinesen. Aber die eigentliche Antwort wussten wir schon. No Petrol for us tonight aber ist ja „no problem“! Was wir hier eigentlich machen und warum ich bei der Kälte eine kurze Hose trage waren dann die weiteren Gedankengänge, die mich während der Holperfahrt plagten. Egal! Sonnenaufgang auf dem Vulkan, ein Erlebnis, welches man nie vergessen wird! Es wird schon alles werden – irgendwie.

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You want some coffee and fried bananas?

Blick auf Batur

Blick auf den Batur

Angekommen in einer Ortschaft in der man tatsächlich wieder annähernd Leben erkannte stoppte unser Guide an einem kleinen Kiosk, an dem sich schon weitere Vulkan-Touris niedergelassen hatten. Bei balinesischen Kaffee und frittierten Bananen wärmten wir uns erst mal auf und vergaßen dabei glatt die turbulente Rollerfahrt zuvor. Um halb 4 begaben wir uns dann an den Fuß des Vulkanes. Es bildeten sich verschiedene Gruppen, die alle einen Guide zugeordnet bekamen. Ein Aufseher verlieh Jacken für den Vulkan-Aufstieg. Die wissen was man braucht!

Vulkanbewohner

Vulkanbewohner

Dankend warf ich mir eine Jacke der Größe „oversize“ über, drückte dem Mann 50.000 indonesische Rupiah in die Hand und dachte mir dabei, dass jetzt alles gut werden wird. Ausgestattet mit Taschenlampen, einer Flasche Wasser und viel Optimismus ging es dann ohne eine lange Pause nach oben. Der Boden war trocken und steinig. Teilweise zog uns das tückische Steingeröll regelrecht den Boden unter den Füßen weg. Sehen konnten wir nicht allzu viel, es ließ sich nur annähernd die Silhouette des massiven Gesteins erahnen. Die umherschwirrenden Lichtkegel der Wanderer irgendwo ganz oben verdeutlichten mir, dass der ganze Spaß noch ziemlich steil für uns werden wird.

Angekommen an einem für Hindus traditionellen Altar legten wir eine kurze Rast ein, damit die Guides dort beten konnten. Die Hälfte der Route schien geschafft zu sein! Auf unserem Weiterweg passierten wir eine kleine Holzhütte, dort wurden Cola, Bintang (indonesisches Bier) und alles was sonst noch so das Herz begehrt zum Kauf angeboten. Ausnahmsweise schien von uns mal keiner in Bierlaune zu sein, aber dennoch waren wir sichtlich angetan von den netten Arbeitszeiten und dem exzellenten „Work Environment“ des Kiosks.

I made boiled eggs in the lava!

Nach etwa 1,5 Stunden fanden wir uns dann auf einer großen Betonplattform voller Menschen wieder. Ich konnte es kaum fassen, dass wir da waren! Unser super Guide Gede versorgte uns erst mal mit Frühstück und erzählte uns dabei ein paar Geschichten aus seinem Leben. Ein Kulturaustausch in mitten auf einem Vulkan, das war ein Urlaub wie ich ihn mir vorstellte! Es war inzwischen 6 Uhr, wir verweilten auf der Aussichtsplattform, wo es langsam aufhellte. Der Himmel färbte sich in ein warmes rot-gelb, wobei weitere Vulkanspitzen aus dem darunterliegenden Wolkenbett empor ragten. Es war ein völlig magischer Moment.

Wir mit unserem Guide Gede

Wir mit unserem Guide Gede

Vulkanlandschaft beim Abstieg

Vulkanlandschaft beim Abstieg

Wir hielten für einige Minuten inne ehe der Nebeldunst die Sonne wieder verschluckte und das Tageslicht zum Vorschein brachte. Um uns herum war überall Steingeröll, ein Schild, das uns darüber informierte, dass wir uns auf 1717 Höhenmeter befanden, ein paar Affen und ab und an sahen wir, wie aus dem Boden warmer Rauch aufstieg. Wir hielten unsere Hände über heißes Lava-Gestein und dabei erzählte uns Gede, dass er dort schon Eier gekocht habe. Was hat uns dieser Mann beeindruckt! Das Land neben dem Westhang des Vulkanes war komplett erstarrt von schwarzem Lavagestein. Einst bebautes Gebiet wurde durch eine Eruption zum völligen Stillstand gebracht. Nur eine kleine grüne Oase in mitten des kahlen Gebietes, auf der sich nun ein Tempel befindet, erinnert an vergangene fruchtbare Tage.

Wie viel Zeit der Abstieg in Anspruch nahm weiß ich gar nicht mehr, alles war so eindrucksvoll, so dass die Zeit nur so verstrich. Die Sonne knallte inzwischen vom Himmel. Also wir im Tal ankamen füllten wir unsere Roller erst mal mit Benzin und fuhren dann weiter zu der nächsten Ortschaft wo ein heißes Bad im Vulkan Gewässer auf uns wartete. Entspannung, die nach einem solchen Fußmarsch nicht willkommener hätte sein können.

Reiseratgeber

“Yes my friend, I can offer you a nice trip!”

Zusammenfassend kann ich nur sagen – macht es! Wenn man sich schon einmal auf die Reise nach Bali begeben hat und neben Strand, Party, Surfen, Tempeln und Bintang noch offen für ein weiteres Abenteuer ist, der sollte sich dieses Naturspektakel nicht entgehen lassen. So einen Trip wird man definitiv nie vergessen und egal wie anstrengend es teilweise auch war, der Ausblick und das Erlebte entschädigten alles! Unser aller Dank, oder wie die Indonesier sagen „terima kashi“, geht an unseren herzlichen und liebenswürdigen Gede, der uns immer mit seinem Lächeln und einem „no problem, no problem“ motiviert hat!

Wenn ihr in Bali seid, schreibt ihm doch einfach oder ruft an!
Gede Yasa; Telefonnummer: +62 (0) 81 353 014 314

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Marina Ruchti

I rather judge a country by its people, cultre and lifstyle than by its sights.