Argonnen und Verdun – auf Spurensuche an den Fronten des Ersten Weltkriegs
Natürlich soll eine Urlaubsreise von Spaß und Neuentdeckungen gekrönt sein oder eben zur Erholung dienen. Aber auch kurze Urlaube oder Trips als Mahnmal für die Sinnlosigkeit großer Kriege sind ebenso hoch im Kurs und regen zum Nachdenken an. Die Region um das kleine Städtchen Verdun und die davon ca. 40 Kilometer weiter westlich gelegenen Argonnen, beides teil der französischen Region Lothringen im Departement Meuse, sind genau der richtige Ort, um sich auf die Spuren des Ersten Weltkriegs zu begeben.
Inhaltsverzeichnis
Verdun und seine Umgebung
Durch die Gegend von Verdun und den Argonnen verliefen während der so genannten „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ bedeutende Frontlinien zwischen der deutschen und der französischen Armee. Desweiteren lädt diese hügelige und waldreiche Region auch zum ausgiebigen Wandern oder Fahrradfahren ein. Alles in allem eine geschichtsträchtige Region mit großen Erholungsmöglichkeiten für Leute, die mehr nach Ruhe suchen. Die Argonnen sind im Übrigen nicht mit den zum großen Teil in Belgien gelegenen Ardennen zu verwechseln. Sie sind ein gebietsmäßig weitaus kleineres Mittelgebirge, das etwa 50-60 Kilometer südlich der Ardennen liegt.
Die Stadt Verdun
Mit Verdun verbindet man in Deutschland immer die große „Schlacht um Verdun“ im Ersten Weltkrieg. Der Stadt an sich sieht man es kaum noch an. Sie liegt ruhig und friedliebend an der Maas (frz. Meuse) ca. 80 Kilometer westlich von Metz und ca. 260 Kilometer östlich von Paris. Außer ihrer Kathedrale, das Zolltor (Porte Chaussée) an der Maas gelegen und dem jüngst renovierten Stadtzentrum gibt es in der Stadt selber, die nur ca. 18 300 Einwohner zählt, nicht viel zu sehen. Die Hauptsehenswürdigkeiten sind ganz klar die Soldatenfriedhöfe und das ehemalige Schlachtfeld außerhalb von Verdun.
Fort Douaumont und das Beinhaus (Ossuaire de Douaumont)
Dabei hervorzuheben sind vor allem zwei Festungen, die Teile eines groß angelegten Fortgürtels um die Stadt Verdun waren, das Fort Vaux und das Fort Douaumont. Vor allem letztere Festung war die größte und stärkste Befestigungsanlage des äußeren Fortgürtels und lohnt einen Besuch. Man kann diese Festungsanlage von innen und außen besichtigen. Im inneren der Festung sind die damaligen Unterkünfte sowie Grabstätten der Soldaten zu besichtigen. Der Eintritt ins kühle, feuchte und düstere Innere dieses Forts kostet im Übrigen 4 €, ist jedoch eine Besichtigung wert, um die Geschehnisse von damals besser nachvollziehen zu können.
Fort Douaumont und der Soldatenfriedhof
Fort Douaumont und das nahe gelegene Beinhaus mit Soldatenfriedhof werden jährlich von etwa 200 000 Menschen besucht. Direkt am Beinhaus befindet sich eine Gedenktafel in Erinnerung an das Treffen von Helmut Kohl mit François Mitterand im Jahre 1984. Der Soldatenfriedhof beherbergt etwa 15 000 gefallene französische Soldaten. Neben den christlichen Kreuzen gibt es auch ein Feld mit muslimischen Soldaten, die für die französische Armee kämpften.
Das Beinhaus selber, auf französisch „Ossuaire de Douaumont“ genannt, hat einen ca. 46 Meter hohen begehbaren Turm. Das 137 Meter lange untere Gebäude, auf dem der Turm steht, beherbergt Grabstätten von gefallenen französischen Soldaten. Das Fort Douaumont sowie das Beinhaus liegen beide ca. 5 Kilometer vom Stadtzentrum Verduns entfernt und sind beide ein Symbol für die große Schlacht umdiese Stadt.
Bildergallerie Argonnen und Verdun
Die Argonnen
Dieser Gebirgskamm im äußersten Westen Lothringens an der Grenze zur Region Champagne-Ardenne liegt etwa 40 Kilometer westlich der Stadt Verdun und ist die letzte Erhebung vor dem Flachland der Champagne auf dem Weg nach Paris. Die Argonnen zeichnen sich vor allem durch hügelige Landschaften, malerische Dörfer und geschichtsträchtige Frontabschnitte zur Besichtigung aus. Sie eignen sich auf jeden Fall für ein geruhsames verlängertes Wochenende zum Wandern oder Fahrradfahren.
Varennes-en-Argonne
Dabei bietet sich die Ortschaft Varennes-en-Argonne als Schlafplatz an. Für Camper gibt es dort den Campingplatz „Le Paquis“, wo man pro Person mit Fahrzeug und Zelt nur 4 bis 5 € pro Nacht zahlen muss. Für Reisende, die es bequemer mögen, bietet der Ort das Hotel „Le Gran Monarque Varennes“ am zentralen Platz in der Dorfmitte vor der Kirche an. Von Varennes-en-Argonne bieten sich zahlreiche Möglichkeiten für Unternehmungen. Im Ort selber kann das „Monument Pennsylnania“ besucht werden, das in Gedenken an die Befreiung des Ortes durch französische und US-amerikanische Truppen während des Ersten Weltkriegs, errichtet wurde.
Gestiftet wurde es vom US-Bundesstaat Pennsylvania, daher der Name dieses Monuments, wobei im französischen Namen für den Bundesstaat das „v“ durch ein „n“ ersetzt wird. Dies nur zur Anmerkung, für alle Lesende, die den Namen „Monument Pennsylnania“ für einen Schreibfehler des Autors halten. Wenn man Varennes-en-Argonne auf der Landstraße D 38 in Richtung des einen Kilometer entfernten Waldes verlässt, passiert man am Ortsausgang das Argonnenmuseum, das jedoch nur selten offen hat.
Abri du Kronprinz und Forêt Domaniale de Haute Chevauchée mit Kaisertunnel
Der D 38 weiter folgend biegt man nach ca. 1-2 Kilometer rechts in den Wald ab, wo man nach etwa 500 Metern Waldweg die Frontbauten des „Abri du Kronprinz“ findet. Hier waren Kommandoeinheiten der deutschen Wehrmacht im Ersten Weltkrieg eingerichtet. Die Schützengräben rundherum sind ebenso immer noch unverkennbar. Fährt man von dort aus wieder an der Landstraße D 38 weiter westlich, so führt nach ungefähr 800 Metern eine Linksabbiegung etwa 1-2 Kilometer waldeinwärts in den „Forêt Domaniale de Haute Chevauchée“ zum „Monument aux Morts de l’Argonne Boureuilles“, das zur Erinnerung an alle gefallenen Soldaten in der Argonnenfront errichtet wurde. Direkt hinter dem Denkmahl ist noch der Krater einer von der deutschen Armee verursachten Trichtersprengung zu sehen. Wenige hundert Meter vom Denkmahl entfernt liegt auf einem Wanderpfad, an vielen ehemaligen Schützengräben vorbeiführend, der Kaisertunnel, ein von der deutschen Armee gegrabenen unterirdischen Stollen.
Butte de Vauquois
Fährt man von dort aus über die schon erwähnte Landstraße D 38 wieder zurück nach Varennes-en-Argonne bzw. weiter in Richtung Verdun, biegt man nach etwa 2-3 Kilometern rechts ab. So gelangt man an einen weiteren sehenswerten Ort an den ehemaligen Frontlinien, nämlich der kleine Ort Vauquois, der auch schon auf den Landstraßen gut ausgeschildert ist. Auf einem Hügel oberhalb dieses Ortes liegt die Gedenkstätte „Butte de Vauquois“ mit einem Denkmahl der gefallenen Soldaten. Auch hier hatte die deutsche Armee während des Ersten Weltkriegs zahlreiche unterirdische Stollen mit eigener Kriegsinfrastruktur gegraben.
Video: Die Hölle von Verdun 1916
Der Berg Vauquois war damals ein strategischer Standort mit Blick auf Verdun, von wo aus man den Feind günstig mit Artilleriefeuer beschießen konnte. Da keiner von beiden Kriegsparteien diesen Hügel hatte erobern können, gruben französische wie deutsche Soldaten unterirdische Stollen, um mit gezielten Sprengungen die jeweils andere Seite zu verschütten. Durch die zahlreichen Trichtersprengungen, dessen Krater heute noch davon zeugen, stürzte das alte Dorf Vauquois in sich zusammen, so dass von der Siedlung nichts mehr übrig blieb. Viele Soldaten und Zivilisten fanden dabei den Tod. Die Krater, Stollen, Gräben sowie das Denkmahl für die gefallenen Soldaten ist kostenfrei zu besichtigen, wobei das Betreten des Inneren der Stollen ohne professionelle Führung untersagt ist.
Schlussbemerkungen
Mit diesem Bericht habe ich eine Einführung in eine Reiseregion gegeben, die vielen Reisenden noch relativ unbekannt ist. Die Orte, die ich erwähnt und beschrieben habe, waren Orte, die ich selber besucht habe. Es gibt in den Argonnen noch zahlreiche andere Orte mit Gedenkstätten und Soldatenfriedhöfen, welche ich nicht zu Gesicht bekommen habe. Die Landschaft der Argonnen und rund um Verdun eignet sich sehr gut für eine gemütliche Tour mit Fahrrad, Motorrad oder Auto über die kleinen Landstraßen. Unterwegs entdeckt man immer noch vereinzelt Friedhöfe oder kleinere Gedenkstätten. Auch die kleinen Orte, die häufig nicht mehr als 1 000 Einwohner zählen, sind sehr malerisch und laden immer mal wieder zu einer Rast ein.
Wenn man also von dieser Gegend wieder zurück in die Heimat fahren möchte, sollte man für die Heimtour mehrere Stunden einplanen und den Weg über die Landstraßen nehmen. Dabei empfehle ich die Strecke von Varennes-en-Argonne über Verdun und danach in Richtung der Stadt Longwy, die schon am Dreiländereck Frankreich/Belgien/Luxemburg liegt. Auf dieser Strecke bekommt man die typische Hügellandschaft Lothringens zu sehen. Dieser Trip nach Lothringen in die Argonnen eignet sich entweder für ein verlängertes Wochenende oder als Zwischenstop auf der Durchreise nach Paris sowie in andere Landesteile Frankreichs.
Bildquelle: istock.com – © VvoeVale
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